Archiv für den Monat: November 2007


Mittwoch 14.11.07, 15:00 Uhr
Verwaltungszahlen über die alltägliche Kinderarmut

Zuschüsse für Schulmittel und Mittagsverpflegung

3.568 Kinder aus Bochum und Wattenscheid haben in diesem Jahr eine 50-%ige Förderung bei der Beschaffung von Schulmitteln erhalten. Das geht aus der Beantwortung einer Anfrage der Sozialen Liste im Rat hervor. 1.282 Kinder an Ganztagsschulen wurden bei der Mittagsverpflegung unterstützt. Für diese Hilfen für Kinder aus einkommensschwache Familien hat der Verein „Förderturm“ 220.000 Euro über Spenden vor allem der Sparkasse und Stadtwerkerte aufgebracht, schreibt die Verwaltung als Antwort auf eine Anfrage von Ratsmitglied Nuray Boyraz, die in der Ratssitzung am 23. 8. um einen Sachstandsbericht bat. Die Soziale Liste im Rat begrüßt „diese Hilfsmaßnamen als erste Schritte um der (Kinder-)Armut zu begegnen.“ „Eine befriedigende Lösung ist das aber nicht. Vor allem müsse eine tatsächliche Schulmittelfreiheit und eine kostenlose Mittagsmahlzeit für alle Schüler erkämpft werden“, sagt Nuray Boyraz. Hier seien vor allem der Bund und das Land gefordert, um die entsprechenden finanziellen Mittel bereit zu stellen.


Mittwoch 14.11.07, 13:00 Uhr

Gestrandet 21 + „42 Spuren am Strand“ – das Buch zur Bühne

Ein halbes Jahrzehnt kulturelle Basisarbeit in Bochum und kein bisschen müde – ganz im Gegenteil: Im Rahmen der 21. Folge ihrer Lesereihe präsentiert die Initiative Treibgut am Donnerstag, den 22. November, ab 19.30 h ihre Buchpremiere mit Prosa, Lyrik und Satire von 42 AutorInnen, die in den vergangenen 5 Jahren auf der Wortinsel im Uni-KulturCafé gestrandet sind. Mit dabei sind Texte der RuhrgebietsautorInnen Frank Goosen, Matthias Schamp, Oliver Uschmann, Volker Wendland, André Dinter, Denise Schynol, Uli Schröder u.v.a.m. Außerdem sind mit Björn Kern (Tübingen), Martin Becker (Leipzig) und Jörg Albrecht (Berlin) drei Autoren vertreten, die in diesem Jahr zum Ingeborg-Bachmann-Preis nach Klagenfurt eingeladen waren.
Treibgut verspricht: »Unterstützt durch elektronische Sounds von Matthias Grübel – aka phon°noir – wird Jörg Albrecht am 22.11. außerdem unter dem Duo-Label Phonofix die KulturCafé-Bühne entern und einen rasanten Vortrag hinlegen: Ihre mitreißende Performance aus Text und Ton überzeugt nicht zuletzt auch in sportlicher Hinsicht… Auch Treibgut-Autor Uli Schröder wird an diesem Abend nicht ganz untätig sein und eine vorweihnachtliche FirmenKontaktMessenSatire mit dem Titel „Inaktiva“ auf die Treibgut-Planken bringen… mehr…


Dienstag 13.11.07, 23:00 Uhr

Schauspielhofberichterstattung

Als wär‘ die Zeit stehen geblieben. WAZ-Kulturredakteur Werner Streletz schreibt sich die Finger wund, wenn es gegen Frank-Patrick Steckel geht. Selbst dann, wenn Steckel gar nicht anwesend ist. So am Sonntag, als Lammert und Flimm ihre Kriegslesung in Szene setzten. Wie vor 15 Jahren: Streletz will oder kann Steckel nicht verstehen. Während viele andere Kulturredaktionen der Republik Steckels Kritik aufgenommen und ernsthaft diskutiert haben, dass es sehr wohl ein Problem ist, wenn ein Schauspielhaus einem kriegsbefürwortendem Spitzenpolitiker eine Bühne für die Deklamierung von Friedensgedichten bietet, kennt Streletz nur eins: Sag Ja! Ja zum Schauspielhaus, Ja zu Lammert und zu Flimm. Hofberichterstattung pur: Die Artikel im Hauptteil, Lokalteil und der Kommentar „Den Frieden pachten“ von Gudrun Norbisrath, die schon die brave Kritik „Wo die Kanonen blüh’n“ für die Duisburger Aufführung geschrieben hatte.

Wolfgang Dominik hat der WAZ einen Leserbrief geschickt:
»Den millionenfachen Tod durch Rüstung (auch schon im „Frieden“ bzw. Vorkriegszeiten) und dann immer auch im Krieg anzuklagen, wird in der WAZ als „aggressiv“ und „rüde“ bezeichnet. Die Aktionen der Friedensbewegung wurden immer schon von den „Oberen“ diffamiert. Egal, wie friedlich die Friedensbewegung auch agiert, wird sie als störend empfunden und deshalb als „aggressiv“ verurteilt. Das von Streletz inkriminierte alternative Programmheft klärt auf, warum Lammert als „Pate der Todesmaschinen“ bezeichnet wird. Davon erfährt der WAZ-Leser aber nichts. Horst-Eberhard Richter, immerhin mit der IPPNW Friedensnobelpreisträger, erklärt in dem Programmheft lang und breit, wie psychologische Kriegsführung gerade von den „Oberen“ in Deutschland betrieben wird. Dieses Interview mit Prof. Richter wird ebenfalls nicht erwähnt. Wäre ich nicht zufällig in den Kammerspielen dabei gewesen, müsste ich auf die Darstellung in der WAZ hereinfallen. Das Bochumer Friedensplenum zitiert historisch völlig zu Recht Brecht: „Wenn die Oberen vom Frieden reden, weiß das gemeine Volk, dass es Krieg gibt.“ Das ist eine zeitlose Aussage – leider trifft sie für das deutsche Volk in der Regel so nicht mehr zu. Aber auch das analysiert Richter psychologisch absolut exakt.
Es ist zu hoffen, dass wirklich Interessierte sich beim Friedensplenum das Programmheft bestellen, um sich ein differenzierteres Bild der Aktionen und Argumente der Friedensbewegung in den Kammerspielen zu machen. Die WAZ-Beiträge scheinen mir genau zum Brecht-Text zu passen.«
Wolfgang Dominik
Lehrer für Geschichte und Psychologie

bo-special: Wenn die Oberen von Frieden reden…


Dienstag 13.11.07, 20:30 Uhr
Kranzniederlegung und Kundgebung an den Gräbern der ermordeten Bochumer Antifaschisten

Wider das Vergessen

Die WN – BdA Kreisvereinigung Bochum lädt am Volkstrauertag, Sonntag, dem 18. November um 11.00 Uhr zu einer Kranzniederlegung am Ehrenrundplatz auf dem Friedhof am Freigrafendamm ein. Redner ist Norbert Arndt, stellv. Gewerkschaftssekrtär, verdi Bochum-Herne. Es ist die letzte Kranzniederlegung in dieser Form an diesem Platz, so wie sie in den letzten Jahren stattfand. Die im März 1947 eingeweihte Grabstätte entsprach nach 60 Jahren nicht mehr den Anforderungen, die heute an eine würdige Gedenkstätte gestellt werden. Die VVN – BdA hatte sich deshalb an Oberbürgermeisterin Scholz gewandt. In einem gemeinsamen Gespräch mit dem Stadtbaurat und dem Grünflächenamt und der VVN – BdA kam man zu der Übereinkunft, den Ehrenrundplatz neu zu gestalten. mehr…


Dienstag 13.11.07, 20:00 Uhr

Soziale Liste problematisiert die Auflösung der Versorgungsämter

Gegen die Auflösung der Versorgungsämter protestiert die Soziale Liste Bochum in einer Pressemitteilung: »Auch das für Bochum und Wattenscheid zuständige Versorgungsamt ist von den Maßnahmen des Landes NRW betroffen. Die Soziale Liste befürchtet außerdem, dass hier die Landesregierung „mehr Wirtschaftlichkeit“ und „Verschlankung der Landesverwaltung“ auf Kosten der Kommunen betreibt, die im neuen Jahr die Aufgaben der Versorgungsämter übernehmen sollen. Das kommunale Wahlbündnis schließt sich damit dem Protest von Wohlfahrts- und Sozialverbänden an, die die Qualität der oft komplizierten Aufgabenwahrnehmung und Rechtsanwendung für über 2 Mio. Menschen mit Behinderung, Kriegsopfer und ihre Angehörigen sowie Opfer von Gewalttaten in Gefahr sehen.
Vor diesem Hintergrund hat die Soziale Liste im Rat die folgende Anfrage zum Ratssitzung am 15. November gestellt: mehr…


Dienstag 13.11.07, 19:00 Uhr

Informationsveranstaltung zur HPV-Impfung

Das FrauenGesundheitsZentrum,Alsenstr. 27, lädt am Mittwoch, den 14.November, ab 19.00 Uhr zu einer Info-Veranstaltung zur HPV-Impfung ein:“Kleiner Pieks, große Wirkung?“ Referentinnen sind Cornelia Baumgart, Allgemeinärztin und Homöopathin und Gabriela Schorr, Homöopathin, Ärztin für Allgemeinmedizin. In der Einladung heißt es: »Seit Herbst 2006 ist auch in Europa ein gentechnisch hergestellter Impfstoff gegen HPV (Human Papillom Virus) zugelassen. In den Medien wird er (fälschlicherweise) als „Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs“ gefeiert. Und wie immer bei der Einführung neuer Arzneimittel wird uns zwar großer Nutzen versprochen, über mögliche Risiken, Nebenwirkungen und offene Fragen aber wenig informiert. Wir wollen in dieser Veranstaltung über Gebärmutterhalskrebs und HP-Viren, über die Wirkung, Nicht-Wirkung, Nebenwirkungen, Ungeklärtheiten und mögliche Risiken dieser Impfung informieren und über mögliche Alternativen dazu nachdenken und neue Heilsversprechen der Pharmaindustrie zumindest kritisch prüfen.«


Pressespiegel zu der umstrittenen Lesung "‘S IST LEIDER KRIEG"
Dienstag 13.11.07, 10:05 Uhr

WAZ-Kommentar vom 13.11.2007

AUF EIN WORT
Den Frieden pachten

Von Gudrun Norbisrath

Die Friedensbewegung hat in Deutschland eine wichtige Rolle gespielt. Sie war ein Teil der Gesellschaft, den als wohltuend auch empfinden konnte, wer sich ihren Ausdrucksformen nicht anschließen mochte.
Jetzt ist diese Bewegung weitgehend versunken. Warum? Weil die Gesellschaft sich änderte und der Zeitgeist sich drehte; weil andere Werte in den Vordergrund rückten. Dass ein Engagement für den Frieden überflüssig geworden wäre, wird niemand behaupten. Dem Bochumer Friedensplenum ist Grundlauterkeit deshalb nicht abzusprechen, sein Auftritt aber spricht eine fatale Sprache. Eine aggressive.
Und der Anlass ist falsch. Ein hochrangiger CDU-Politiker liest öffentlich Gedichte gegen den Krieg – großartig. Den Frieden hat keiner für sich gepachtet.


Pressespiegel zu der umstrittenen Lesung "‘S IST LEIDER KRIEG"
Dienstag 13.11.07, 10:00 Uhr

Print-WAZ-Artikel vom 13.11.2007 – Kultur

Friedensworte, Kriegsgeschrei

Das Bochumer Friedensplenum attackierte Norbert Lammert und Jürgen Flimm wegen ihrer gemeinsamen Lesung „’s ist leider Krieg“
Von Werner Streletz

Bochum. Als wär’ die Zeit stehengeblieben: Das alternative Programmbuch, das am Sonntag Abend im Kammerfoyer des Schauspielhauses verteilt wurde, sah äußerlich exakt so aus wie die Exemplare, die zu Zeiten von Frank-Patrick Steckel im Umlauf waren. Doch nicht nur beim Programmbuch hatte sich das „Friedensplenum“ vom Bochumer Ex-Intendanten anregen lassen, auch dessen rüden Angriffston hatte es übernommen.

Als „Luzifer der Kultur“ wird ihr Objekt der Abneigung bezeichnet, als „Pate der Todesmaschinen“. Warum diese Attacken wie aus seligen Agit-Prop-Tagen? Bundestagpräsident Norbert Lammert (CDU) und Theatermacher Jürgen Flimm hatten im Schauspielhaus einen Abend mit Texten gegen den Krieg angekündigt, von Gryphius bis Borchert. Das brachte den heute in Berlin lebenden Frank-Patrick Steckel auf die Barrikaden. Er witterte „Heuchelei“, „wenn „Angehörige der kriegtreibenden Bundestagsparteien Texte gegen den Krieg lesen“. Wozu Flimm klar stellte, dass er – anders als Steckel wohl vermutete – „schon vor 20 Jahren“ aus der SPD ausgetreten sei.

Der Bochumer Intendant Elmar Goerden bat vor der Lesung „um respektvollen Umgang miteinander“. Doch das Bochumer Friedensplenum entrollte ein Transparent mit dem Brecht-Vers: „Wenn die Oberen vom Frieden reden, weiß das gemeine Volk, dass es Krieg gibt.“ Nicht sonderlich fair, hat der Stückeschreiber damit im dänischen Exil doch vor Hitler und dem Zweiten Weltkrieg gewarnt. Mit derlei Schaum vor dem Mund tun sich die Friedensbewegten sicher keinen Gefallen. Lammert und Flimm wirkten nervös.

Die Lesung selbst klang, für sich genommen, eindringlich als Appell gegen jedes Kriegsgeschrei. Um eine Brücke zu Norbert Lammert schlagen, rezitierten Lammert und Flimm einen Text von Erich Fried aus dem Programmbuch des Friedensplenums. Doch seltsam: Auch der Vortrag auf der Bühne erinnerte an Antikriegs- Lesungen lang vergangener Dekaden. Als würde gleich „Eve of Destruction“ grollen.

Die anschließende Diskussion wurde vom Friedensplenum dominiert. Wie Lammert zum Krieg stehe, was er sage zur Invasion in den Irak? „Eine antimilitaristische Friedenspolitik habe ich noch nie vertreten“, so der Bundestagspräsident.

Jürgen Flimm beschäftigte derweil eine andere Frage. Mit Entrüstung in der Stimme fragte er in die Runde, was Frank-Patrick Steckel dazu getrieben haben möge, ihn in einem Schreiben als „zweifelhafte Existenz“ zu bezeichnen. Flimm: „Das ist reine Polemik.“ Und überhaupt: „Was ist das für eine Sprache?“

WAZ vom 13.11.2007


Dienstag 13.11.07, 08:30 Uhr

BoRossia 2007

Am 23. und 25. November veranstaltet das Kulturbüro boSKop (AKAFÖ) die deutsch-russischen Kulturtage BoRossia und kündigt an: „Zwei Tage lang wird man seinen Horizont erweitern können und das Highlight wird das KVN Spiel ‚Comedy Battle‘ sein. Eröffnet werden die Tage mit einer DJ-Party am Freitag ab 21.00 Uhr im Hardenbergsaal. Der Eintritt ist frei und die DJs werden wie schon in vergangenen Jahren viele internationale und russische Tanzhits über die Verstärker jagen. Gute Stimmung und russische Getränke sind garantiert. Am Sonntag, den 25. November ab 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr kann man erst einmal – zur Erholung oder zum wach werden – gemütlich bei guter Musik und Literarischem im Hardy’s (Laerheidestr. 26) gebruncht werden. Tatjana Kuschtewskaja liest aus ihrem Buch „Die Poesie der russischen Küche“ und präsentiert ihr neues Werk „Küssen auf Russisch. Ein Alphabet“. mehr…


Dienstag 13.11.07, 08:00 Uhr

Kurzfilmabend für Frauen

Am kommenden Sonntag, 18.11. gibt es ab 17.00 Uhr im ausZeiten Kurzfilme von Filmemacherinnen aus den letzten Jahr(zehnt)en zu sehen. Die Filme sind vielfach preisgekrönt und stammen überwiegend aus deutschen und europäischen Produktionen. Sie sind schwarz-weiß oder farbig, mit oder ohne Dialog. Es handelt sich um Abschlussfilme von Hochschulen, oft Erstlingswerke von Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen. Sie sind bisher meist ausschließlich auf Festivals gezeigt worden. Die Bandbreite der Filme reicht von Animations- und Trickfilmen bis hin zu Spielfilmen und Dokumentationen. Die Filme im Überblick.


Pressespiegel zu der umstrittenen Lesung "‘S IST LEIDER KRIEG"
Montag 12.11.07, 23:50 Uhr

Zeit-Artikel vom 12.11.2007

DIE ZEIT

Politik trifft Kunst: Lammert liest – die Kritiker schäumen

Bundestagspräsident Norbert Lammert und Theatermacher Jürgen Flimm trugen im Bochumer Schauspielhaus unter dem Titel „’s ist leider Krieg“ Texte vor. Anlass genug für das Bochumer Friedensplenum, den Politiker als „Luzifer der Kultur“, „Paten der Hochrüstung“ und „Friedensheuchler“ zu betiteln.

Bochums Alt-Intendant Frank-Patrick Steckel hatte sich zwei Wochen vor der Lesung von Berlin aus zu Wort gemeldet und an das Theater appelliert, die Veranstaltung abzusagen. „Die Bühnen eines Schauspielhauses sind der Vorstellungskunst der Schauspieler vorbehalten – für die Heuchelei von Berufspolitikern und Kunstfunktionären ist da kein Platz“, hatte Steckel erklärt. In zwei offenen Briefen hatte er beide Vortragende zudem als „zweifelhafte Existenzen“ tituliert, deren Auftreten im Schauspielhaus „jede aufrichtige Theaterarbeit kontaminiere“.

„Politische Imagepflege“

Flimm, in den vergangenen drei Jahren Leiter des renommierten Kulturfestivals RuhrTriennale und seit Oktober 2006 Intendant der Salzburger Festspiele, musste sich vom Friedensplenum den Vorwurf gefallen lassen, er sei „Impresario“ für den Bundestagspräsidenten und sorge mit dem gemeinsamen Auftritt für „politische Imagepflege“ des Bochumer CDU-Bundestagsabgeordneten. Zwei große Transparente mit Zitaten von Bertolt Brecht wurden ausgerollt, dann setzten sich die etwa 40 Friedensfreunde zu den übrigen Zuschauern. Weder Lammerts Leibwächter noch die Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes mussten einschreiten.
Flimm wies zu Beginn vor etwa 200 Zuhörern darauf hin, dass die Lesung als Bestandteil der RuhrTriennale in enger Verbindung zu der Inszenierung „Courage“ stand, die im Rahmen des Festivals Uraufführung hatte und vom Leben einer Frau im 30-Jährigen-Krieg erzählte. Alle Texte, die Lammert und Flimm dann zu Gehör brachten, handelten von den Grausamkeiten des Krieges und den Hoffnungen auf Friedensschluss. Dabei erwies sich Lammert als exzellenter Rezitator. Nur zweimal wurden beide Protagonisten durch Zwischenrufe unterbrochen. mehr…


Montag 12.11.07, 16:00 Uhr

Ästhetisierung des Krieges mißlungen

Die Kriegslesung von Norbert Lammert und Jürgen Flimm ging im Bochumer Schauspielhaus nicht so glatt – wie noch wenige Wochen zuvor bei der Ruhrtriennale in Duisburg – über die Bühne. Das Bochumer Friedensplenum störte die geplante Ästhetisierung des Krieges. Eine Hundertschaft der Polizei in der Saladin-Schmitt-Straße, die sich später dezent in den Innenhof des Schauspielhauses verkroch, kahlköpfige Sicherheitskräfte an allen Türen des Zuschauerraums, die manchen Gästen des Theaters nur mit einer Personenkontrolle den Zugang gewährten, boten das pittoreske Ambiente einer „Friedenslesung“.
Ein schweiß-nasser und nervöser Bundestagspräsident und ein wendehalsiger Flimm demonstrierten erfreulich klar, dass es zumindest noch nicht “normal” ist, wenn ein Kriegs- und Rüstungsbefürworter die Bühne der Kammerspiele erklimmt, um sich literarisch zum Thema Krieg und Frieden zu produzieren.
Die Mitglieder des Friedensplenums hatten zunächst im Foyer des Theaters ihr Programmbuch an alle BesucherInnen verteilt. Das Textbuch dokumentiert den Briefwechsel zwischen dem Bochumer Theaterchef Elmar Goerden und dem früheren Intendanten Frank-Patrick Steckel, der in einem Offenen Brief gefragt hatte, was es anders sein könne als Heuchelei, wenn Angehörige der kriegstreibenden Bundestagsparteien Texte gegen den Krieg lesen.
Das Textbuch erinnert daran, welche entscheidende Rolle Lammert für Rüstungsvorhaben wie den Eurofighter und als Ja-Sager zu den Kriegen im Irak, Jugoslawien und in Afghanistan spielte.
Im Saal der Kammerspiele entfaltete das Friedensplenum vor der Bühne ein 10 Meter breites Transparent mit dem Gedicht von Bert Brecht: „Wenn die Oberen vom Frieden reden / Weiß das gemein Volk / Daß es Krieg gibt.”
Zu Beginn der Veranstaltung erläuterte Annemarie Grajetzky für das Friedensplenum die Rolle Lammerts als Paten der Hochrüstung und die Rolle eines Theaters, das einem solchen Politiker die Bühne für Friedensgedichte bietet und ihn begehren lässt, nicht schuld an den von ihm befürworteten Kriegen zu sein.
Den noch in Duisburg gemeinsam gesprochene Satz »Wir Bürger der Europäischen Union sind zu unserem Glück vereint.« fehlte in Bochum. Einzig bemerkenswert waren die vielen AufpasserInnen im Saal, die sofort reagierten, wenn auch nur gehüstelt oder getuschelt wurde. Ein langjähriger Theaterbesucher meinte: „So was habe ich noch nie erlebt.“
Die abschließende Diskussion machte deutlich, dass Lammert ein Podium zur Selbstdarstellung gesucht hatte, Flimm sich am liebsten selbst als guten Onkel inszenierte, der versuchte seine Kritiker zu umarmen. Lammert, der nicht als Heuchler gelten möchte, konstatierte, mit einem Kant-Zitat bedrängt, dass die UNO als völkerrechtliches Instrument nicht handlungsfähig sei. Folglich ist für Lammert der kriegerischer Einsatz militärischer Bündnisse ohne UNO-Mandat legitim. Zu seiner Rechtfertigung völkerrechtswidriger Kriegseinsätze der NATO und europäischer Einsatztruppen sagte er, dass die Länder ja nicht wie früher einfach überfallen werden. „Ein Blick in unser Programmbuch,“ so eine Sprecherin des Friedensplenum, „hätte Lammert gezeigt, dass vergangene Kriege, wie z.B. der 1. Weltkrieg, immer ethisch, moralisch und kulturell gerechtfertigt wurden. Das gehört zur Anatomie des Krieges.“ Weitere Fotos von der Aktion.

LeserInnenbrief zum Thema


Montag 12.11.07, 15:00 Uhr

Die Linke diskutiert über Energiepolitik

Energiepolitik von A wie Atomkraft bis W wie Windenergie ist das Thema der Mitgliederversammlung Der Linken am Donnerstag, den 15.11. um 19.00 Uhr im ehemaligen Gemeindesaal der Christuskirche. Referent ist Horst Hohmeier, profilierter Kritiker der herrschenden Energiepolitik und langjähriger Aktivist der Anti-Atombewegung. Besondere lokale Aktualität erlangt das Thema Energiepolitik dadurch, dass die Bochumer Stadtwerke sich an einem weiteren Kohlekraftwerk beteiligen wollen.


Pressespiegel zu der umstrittenen Lesung "‘S IST LEIDER KRIEG"
Montag 12.11.07, 14:31 Uhr

WDR-Regionalnachricht Essen vom 12.11.2007

Bochum: Lammert-Lesung in der Kritik

Die Lesung von Bundestagspräsident Norbert Lammert und Theatermacher Jürgen Flimm im Bochumer Schauspielhaus wurde gestern Abend von starken Protesten begleitet. Alt-Intendant Frank-Patrick Steckel hatte sogar gefordert, die Veranstaltung abzusagen. Bei der Lesung trugen Lammert und Flimm Texte zum Thema Krieg und Vernichtung vor. Für das Bochumer Friedensplenum war die Lesung eine Provokation: Bundestagspräsident Norbert Lammert trug kritische Texte bekannter Schriftsteller zum Thema Krieg vor. Dabei, so ein Sprecher der Prostestler, sei der CDU-Politiker für die Einführung des Eurofighters mitverantwortlich. Das Friedensplenum bezeichnete Lammert als einen „Paten der Todesmaschinen“ und entrollte Protest-Transparente. Dagegen sieht Holger Weimar, Chefdramaturg des Schauspielhauses, den Auftritt als wichtige Bereicherung für das Theater. Die Lesung sei ein Brückenschlag zwischen Kultur und Politik.
12.11.07 WDR-Essen


Montag 12.11.07, 11:00 Uhr
Vortrag und Diskussion zu:

Globaler Finanzmarkt und Wohnungswirtschaft in NRW

Das Mieterforum Ruhr lädt im Rahmen der internationalen Kampagne für Wohn- und Landrechte am Mittwoch, dem 28.11. um 17.30 Uhr zu einem Vortrag in die Beratungsstelle für Arbeitslose, Brückstr. 46. Referent ist Peter Wahl von der Nichtregierungsorganisation „Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung“ (WEED). In der Einleitung heißt es: „Der Zusammenbruch des hoch spekulativen Hypothekenmarktes in den USA hat dramatische Auswirkungen auf der gesamten Welt, auch auf Banken in Deutschland. Wie konnte es so weit kommen? Welche Rolle spielt die Spekulation mit Immobilien für die globalisierten Finanzmärkte? Welchen Einfluss hat der gigantisch gewachsene Sektor der Private Equity und Hedge Fonds, der Handel mit Hypotheken und Derivaten auf die Wohnungswirtschaft? Welche Folgen hat der Hypotheken-Crash auf die Immobilienwirtschaft und das Privatisierungsgeschehen in NRW? Welche politischen Konsequenzen sind aus den Erfahrungen zu ziehen?
Im ersten Teil führt der Finanzmarktexperte und Globalisierungskritiker Peter Wahl von der NRO WEED (Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung) in das Thema ein. Im zweiten Teil sollen Folgen für die Wohnraumversorgung und Stadtentwicklung in NRW diskutiert werden. ExpertInnen aus dem Ruhrgebiet leiten diesen Schwerpunkt mit Impulsen ein.“


Montag 12.11.07, 11:00 Uhr
Info-Veranstaltung zur Demonstration am 24.11....

…gegen den Frauenabschiebeknast in Neuss

Mit einer Veranstaltung zum Frauenabschiebeknast in Neuss will das Transnationales Aktionsbündnis am Donnerstag, 15.11., um 19:30 Uhr im Sozialen Zentrum Bochum, Rottstraße 31  für die Demonstration am 24,11. in Neuss mobilisieren. In der Einladung heißt es: „Wir informieren über frauenspezifische Fluchtgründe und Migrationsformen und wollen mit Berichten über den Frauenabschiebeknast Neuss zur Teilnahme an der Demonstration – anlässlich des internationalen Tags gegen Gewalt gegen Frauen – aufrufen. Außerdem wird es Informationen zur aktuellen Situation im Abschiebeknast Büren und laufenden Protestaktionen geben.  Referentinnen sind: Constance Etchu, The Voice Refugee Forum Frauen der Initiative gegen Rassismus und Ausgrenzung Dortmund. mehr…


Montag 12.11.07, 09:00 Uhr

Medizinische Flüchtlingshilfe lädt zum Tag der offenen Tür

kunsttherapie-ausstellung.jpgAnlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember lädt die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V. bereits am Sonntag, dem 9.12., zu Ausstellung und Gespräch ins Herbert-Siebold-Haus, Engelsburger Straße 168, ein. Die Ausstellung von Werken aus der Kunsttherapie für traumatisierte Flüchtlinge wird um 15 Uhr eröffnet und kann bis zum 21.12. montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Sie vereint Arbeiten, die innerhalb des therapeutischen Angebots der MFH entstanden sind, mit einer Wanderausstellung der UNO-Flüchtlingshilfe. Näheres.


Montag 12.11.07, 08:00 Uhr

Mammografie-Reihenuntersuchung (Screening) – Das Richtige für mich?

Gleichstellungsstelle, Frauengesundheitszentrum und Volkshochschule laden am Donnerstag, dem 15.11. um 19.00 Uhr zu eine Veranstaltung zum Mammographie-Screening in die Volkshochschule ein. In der Einladung heißt es: „Warum werden seit 2006 deutschlandweit alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren zu einer Röntgenuntersuchung ihrer Brust eingeladen? Welche Hoffnungen sind damit verbunden? Wo sind die Grenzen dieser Reihenuntersuchungen? Und vor allem: Was bedeutet sie für die Frauen? Über den Nutzen des Mammografie-Screenings werden in Deutschland kontroverse Diskussionen geführt. Unterschiedliche Bewertungen über den Nutzen und die Risiken verunsichern die betroffenen Frauen immer mehr, eine individuelle Entscheidung für oder gegen die Teilnahme fällt den Frauen zunehmend schwerer.“ Referentin ist Carola Lehmann, Dipl. Sozialpädogin und langjährige Mitarbeiterin des Kölner Frauengesundheitszentrums und der Koordinationsstelle Frauen und Gesundheit NRW. Die Frauengesundheitszentren stehen der Reihenuntersuchung sehr skeptisch gegenüber. Hierbei wird schließlich die Angst der Frauen vor Brustkrebs geschürt und Hoffnung auf höhere Überlebensschancen geweckt. Dabei ist der Erfolg sehr umstritten. Viele Frauen haben mit Fehldiagnosen, Mehrfachuntersuchungen etc. zu kämpfen. Die weibliche Brust wird als generelle Gefahrenquelle dargestellt. Durch die Aufforderung, an einem Mammografiescreening teilzunehmen, werden Frauen, die sich bisher gesund gefühlt haben, verunsichert. Mit der Veranstaltung sollen diese Frauen darin unterstützt werden, nicht in Panik zu verfallen und eine fundierte Entscheidung für oder gegen eine Mammografieuntersuchung zu treffen.