Donnerstag 11.10.07, 11:00 Uhr

DGB: Schuld für das Ausbildungsdebakel nicht den jungen Menschen zuschieben


Im vergangenen Ausbildungsjahr haben nach Berechnungen des DGB über 5.200 junge Menschen in Bochum eine betriebliche Berufsausbildung angestrebt. Dem gegenüber wurden nur knapp 2.900 betriebliche Ausbildungsstellen angeboten. Michael Hermund, Vorsitzender des DGB Ruhr Mark, dazu: „Es besteht kein Anlass zum Jubeln. Fakt ist: Zum Ende des Ausbildungsjahres am 30.09. stehen weit über 2.300 junge Menschen in Bochum ohne betriebliche Ausbildung da.“
Der DGB konstatiert durchaus, dass die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze leicht gestiegen ist. Es bleibe aber festzuhalten, dass in Bochum rund 700 junge Menschen in Berufsvorbereitungsjahre, über 150 in eine einjährige Eingangsqualifizierung, über 1.000 in Berufsgrundschuljahr und Jungarbeiterklassen eingemündet sind. Einzig gut 200 junge Menschen in außerbetrieblicher Ausbildung bekommen eine vollwertige Berufsperspektive. „Alles in allem kosten diese Warteschleifen den Beitragszahler mehr als 4 Millionen Euro pro Jahr – Beiträge, die durch die Arbeitnehmer erwirtschaftet wurden und paritätisch in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt werden“, kritisiert Hermund.
Die Bereitschaft der Betriebe auszubilden werde erst dann zunehmen, wenn die Kosten dafür gerecht verteilt werden. Darum bekräftigte Hermund die gewerkschaftliche Forderung nach einem Umlagesystem. Auch die Bundesagentur für Arbeit teilte dieser Tage mit, dass sie erst 2012 mit einer Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt rechnet. Erst dann werden die sinkenden Schülerzahlen dafür sorgen, dass ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsstellen vorhanden ist. Im Agenturbezirk Bochum ist die Situation allerdings verschärft. Hier ist durch die hohe Zahl von Altbewerbern erst später mit einer Entlastung zu rechnen.
Selbst leicht ansteigende Ausbildungsplatzzahlen führen also nicht zu einer kurzfristigen Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt. „Sollte der Anstieg an Ausbildungsplätzen jährlich in diesem Tempo weitergehen, werden wir den jetzt einen Ausbildungsplatz suchenden Menschen erst in sechs bis acht Jahren ein auswahlfähiges Angebot unterbreiten können,“ so Michael Hermund vom DGB.